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DAD, muss ich erst alt werden, um das Altern und das Alter zu verstehen?

Wie sich das Alter und der Prozess des Alterns besser verstehen lässt

Das Phänomen ›Alter‹ und der Prozess des Alterns

Der Prozess des Alterns beginnt mit dem Tag der Geburt und ist ein fortschreitender biologischer Vorgang, der alle Lebewesen betrifft und sowohl die frühen Reifungsprozesse als auch die degenerativen Prozesse im fortschreitenden und hohen Alter umfasst – und der schließlich und unweigerlich in den Tod mündet.

Aus menschlicher Sicht wird der Alterungsprozess in der Kindheit, der Jugend und der Adoleszenz zunächst in vielerlei Hinsicht positiv wahrgenommen, ist er doch mit einem grandiosen Reifeprozess verbunden, mit einem enormen Erfahrungszuwachs, dem Gewinn unzähliger Erkenntnisse und Fähigkeiten. Gleichzeitig gehen die Ausbildung des Körpers zu einem erwachsenen, leistungsfähigen Menschen, das Erwachen der Sexualität, das Erlangen neuer sozialer Rechte und Möglichkeiten, wachsende Entscheidungsfreiheit und viele andere Zugewinne damit einher.

Wie Menschen alt werden - Vitalität und Alterung - Kurve zum Prozess des Alterns

Grafik: Das biologische Alter eines Organismus (hier beim Menschen) wird durch dessen Vitalität charakterisiert. Nach der Geburt steigt dieser Wert in der Entwicklungsphase auf ein Maximum an. In der Seneszenz fällt er kontinuierlich ab und erreicht mit dem Tod den Wert Null. Bei einer normierten Zeitachse ergeben sich für alle Säuge- und Wirbeltiere ähnliche Kurven.[1]

Das Altern ist jedoch zugleich das Phänomen, das unsere Lebenszeit beschränkt. Im Rahmen der „Gerontologie“, der Alters- und Alternswissenschaft, versuchen zahlreiche „Alternstheorien“ mit unterschiedlichen Ansätzen zu erklären, warum Organismen altern, jedoch gibt es bis heute keine umfassende und wissenschaftlich befriedigende Antwort auf diese hochkomplexe Frage, obwohl das Interesse am Altern und der Kampf gegen seine negativen Auswirkungen fast so alt wie die Menschheit selbst sein dürften.

Der Erhalt der Jugend, Lebensverlängerung oder gar Ewiges Leben sind uralte Menschheitsträume, die sich in einer Vielzahl mythischer und religiöser Überlieferungen, esotherischen Theorien und auch in medizinischen Forschungsansätzen wiederfinden.

Da es bislang jedoch noch niemandem gelungen ist, den Alterungsprozess tatsächlich aufzuhalten, ist nicht das „Warum?“ die konkrete Frage, die sich die Menschen im Bezug auf ihr Altern und die Phänomene des Alters stellen, sondern das „Wie?“: „Wie kann ich gut vorbereitet alt werden?“ „Wie kann ich das Altern und das Alter besser verstehen?“ „Wie kann ich die Herausforderungen und Einbußen des Alters besser bewältigen?“ oder einfach: „Wie kann ich meinen Lebensabend glücklich gestalten?“

Wie kann ich alt werden und dabei das Alter und das Altern ›verbessern‹?

Aristoteles hat in seiner Ethik geschrieben, dass das Alter eine Zeit der Reflexion und Weisheit ist, in der wir unser Leben reflektieren und die Erfahrungen unserer Vergangenheit nutzen können, um unser Leben zu verbessern.

Hier ist es wichtig anzumerken, dass jeder Mensch den Prozess des Älterwerdens anders erlebt. Manche Menschen können körperliche, gesundheitliche, ökonomische oder persönliche Herausforderungen mitbringen, andere sind möglicherweise kulturellen, religiösen oder ideologischen Vorgaben verpflichtet oder unterworfen, während andere vielleicht nur wenige Einschränkungen haben. Es ist daher sinnvoll, sich auf die eigenen persönlichen Stärken und Möglichkeiten zu konzentrieren, um den Herausforderungen des Alters angemessen zu begegnen.

Neben der Gesundheit, die natürlich eine entscheidende Rolle bei der Wahrnehmung und Bewältigung dieses ambivalenten, von biologischem Zerfall und körperlicher Degeneration einerseits, von Erfahrungsreichtum, Wissen und Weisheit andererseits geprägten letzten Lebensabschnitts einnimmt, kommen zahlreiche weitere Aspekte und Faktoren zum Tragen, die großen Einfluss darauf haben können, wie die für jeden Menschen unausweichlichen Aufgaben des Alterns und des Alters wahrgenommen und gemeistert werden.

Dazu zählen ökonomische Aspekte wie ein gutes Auskommen bei nachlassender Produktivität und Arbeitskraft ebenso, wie familiäre und gesellschaftliche Faktoren, zum Beispiel die Integration in familiäre Strukturen oder die Zugehörigkeit und Vernetzung innerhalb einer Gemeinschaft. Wichtige soziologische Faktoren sind zudem das Verhältnis der Generationen zueinander, ihr jeweiliges Rollenverständnis sowie die allgemeine Akzeptanz älterer, vielleicht auch eigenwilliger oder beeinträchtigter Menschen im jeweiligen Umfeld, der Familie, der Kultur und der Gesellschaft. Manche dieser Aspekte können durchaus Möglichkeiten zu Verbesserungen bieten, an anderen lässt sich nur wenig ändern.

Können Gedanken und Reflexionen anderer Menschen helfen, das Altern und das Alter besser zu verstehen und zu meistern?

Zu den wichtigsten Einflüssen darauf, wie das Altwerden und das Alter wahrgenommen und bewältigt werden können, zählen auch die eigene Bildung in diesem Zusammenhang sowie der Austausch mit anderen darüber. Gedanken und Reflexionen anderer Menschen können definitiv dabei helfen, das Altern und das Alter besser zu verstehen und zu meistern. Es gibt viele lesenswerte Bücher, Essays und Artikel sowie relevante Zitate und Aphorismen, die sich – wie die Dadsdiary Denk-Zettel zum Älterwerden – mit diesem Thema auseinandersetzen und die Erfahrungen und Einsichten anderer Menschen teilen, die bereits älter sind oder sich mit dem Altern beschäftigt haben.

Zitate griechischer Philosophen zum Alter und zum Älterwerden:

  1. Sokrates soll gesagt haben: „Ein Leben ohne Nachdenken über das Alter ist wie eine Reise ohne Karte.“
  2. Platon schrieb: „Das Alter ist nicht nur eine Zeit des Verfalls, sondern auch eine Zeit der Reife und des Verständnisses.“
  3. Epikur schrieb: „Das Alter sollte nicht als Zeit des Schmerzes und der Leiden betrachtet werden, sondern als Zeit der Freundschaft, der Weisheit und der Erfüllung.“

So kann die Auseinandersetzung mit den Beobachtungen und Erkenntnissen anderer Menschen, die vielleicht selbst schon alt sind, gerade alt werden oder sich mit den Prozessen des Alters eingehend befasst haben, hilfreich dabei sein, neue Standpunkte und Perspektiven zu gewinnen und ein besseres Verständnis dafür zu entwickeln, wie am besten mit den Herausforderungen des Alterns und des Alters umgegangen werden kann. Beispielsweise können Einsichten darüber gewonnen werden, wie die körperliche und geistige Gesundheit aufrechterhalten und das Leben in dieser speziellen Lebensphase sinnvoll und erfüllend gestaltet werden kann.

Darüber hinaus können Gespräche mit älteren und alten Menschen sehr wertvoll sein, zum Beispiel um herauszufinden, was für diese Menschen in ähnlichen Situationen funktioniert hat und wie sie ihr Leben und den Prozess des Alterns meistern – ob und wie sie glücklich alt werden. Insgesamt können die Gedanken und Reflexionen anderer tatsächlich viel dazu beitragen, sich mit dem Altwerden weniger alleingelassen zu fühlen und besser auf die Herausforderungen des Alterns und des Alters vorbereitet zu sein.

Können von den hier formulierten Aphorismen und Reflexionen über das Alter und das Älterwerden auch jüngere Menschen und Generationen profitieren?

Ja, auch jüngere Menschen können von Dadsdiary profitieren. Auch wer noch nicht im thematisierten Alter ist, kann eine wertvolle Lektion darüber lernen, wie man das Leben und die Zeit schätzt und wie man Weisheit und Erfahrung in sein Leben und sein Denken integrieren kann.

Aphorismen und Reflexionen über das Alter und das Älterwerden wie die Dadsdiary Video-Denk-Zettel können auch dazu beitragen, Vorurteile gegenüber älteren Menschen abzubauen und eine positive Einstellung zum Altern und zu älteren Menschen zu fördern. Außerdem können sie jüngeren Menschen helfen, sich auf die Zukunft vorzubereiten und ihre eigenen Ziele und Werte zu definieren, indem sie über das Leben nachdenken und wie sie es gestalten möchten.

Muss ich erst alt werden, um das Altern und das Alter zu verstehen?

Nein, vermutlich ist es nicht notwendig, selbst alt zu werden, um das Altern und das Alter zu verstehen. Auch jüngere Menschen können ein Verständnis dafür entwickeln, wie das Altern und der Alterungsprozess funktionieren, indem sie sich informieren und aktiv damit auseinandersetzen. Hierzu gibt es viele Möglichkeiten: Neben Denkanstößen wie den Dadsdiary Video-Denk-Zetteln können Bücher, Artikel und wissenschaftliche Studien zu diesem Thema gelesen werden und der Austausch mit Eltern und Großeltern, Gespräche mit Lehrern, Verwandten, Freunden oder auch mit älteren Menschen auf der Parkbank können wertvolle Informationsquellen sein, um mehr über individuelle Erfahrungen, Perspektiven und Einschätzungen hinsichtlich des Alterns und des Alters zu erfahren. Hierzu ist es keineswegs notwendig, bereits selbst alt zu sein.

Um gerade die jüngeren Generationen bei der Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und dem Phänomen „Alter“ zu unterstützen, gibt es zudem zahlreiche Programme und Aktivitäten, die speziell darauf ausgerichtet sind, ein besseres Verständnis von Alter und Altern zu vermitteln. Zum Beispiel können Besuche in Pflegeheimen oder Altersheimen, Freiwilligenarbeit oder Projekte im Bereich der Altenpflege sinnvolle Möglichkeiten sein, um sich gezielt mit den Bedürfnissen und Herausforderungen älterer Menschen zu beschäftigen.

Insgesamt ist es dabei wichtig zu erkennen, dass das Alter ein natürlicher Teil des menschlichen Lebens ist und dass es durchaus lohnt, sich damit auseinanderzusetzen, um ein besseres Verständnis für den Fortgang des eigenen Lebens sowie eine bessere Wertschätzung für ältere Menschen im Allgemeinen zu entwickeln.

Wie wichtig ist es, sich auf das Alter vorzubereiten und zu lernen, es zu akzeptieren?

In der Jugend machen wir uns vielleicht wenig Gedanken darüber, wie es ist, alt zu werden. Aber wenn wir älter werden, verändern sich unsere Prioritäten und Bedürfnisse und es wird zunehmend wichtig, dass wir uns auf das Alter vorbereiten und lernen, es zu akzeptieren und damit umzugehen.

„Es ist sehr wichtig, sich auf das Alter vorzubereiten und zu lernen, es zu akzeptieren!“, sagt auch die KI „ChatGPT“. Das Älterwerden ist ein natürlicher Prozess, den jeder Mensch und alle Organismen durchlaufen, und es ist unvermeidlich, dass sich unser Körper und unsere Lebensumstände im Laufe der Zeit dementsprechend verändern und den Gegebenheiten anpassen müssen.

Vielleicht können wir, indem wir über unser Leben nachdenken und uns darauf vorbereiten, dass wir älter und schließlich auch alt werden, dafür sorgen, dass wir möglichst auch im fortgeschrittenen Alter ein erfülltes und gesundes Leben führen.

Das würde vermutlich Aspekte wie eine gesunde Lebensweise, eine ausgewogene Ernährung, körperliche Aktivität, regelmäßige Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen und das Aufrechterhalten und Pflegen sozialer Verbindungen implizieren. Auch intellektuelle Herausforderungen, geistige und musische Aktivitäten, das Fortführen und Ausbauen kreativer und produktiver Tätigkeiten sowie das Pflegen bevorzugter persönlicher Interessen könnten dafür sorgen, die Lebensqualität im fortgeschrittenen Alter zu verbessern.

Fazit: Die Auseinandersetzung mit dem Alter steht jedem Menschen bevor und ist schon in jungen Jahren sinnvoll

Warum wir Menschen wie alle anderen Lebewesen mit der Zeit altern, alt werden und eines Tages unweigerlich sterben, lässt sich bis heute wissenschaftlich noch nicht eindeutig erklären. Wie wir es wahrnehmen und verarbeiten, wenn wir immer öfter von einem Gefühl beschlichen werden, jetzt langsam alt zu werden, und die Unbilden des Alters mit der Zeit nicht mehr zu leugnen sind, hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, unter anderem, ob und inwiefern wir uns bereits und vielleicht schon in jüngeren Jahren mit dem Phänomen Alter und dem Prozess des Alterns auseinandergesetzt haben.

Das Leben besteht aus verschiedenen Lebensabschnitten, und jeder Abschnitt bringt seine eigenen Herausforderungen und Möglichkeiten mit sich. Insofern ist es wichtig, das Älterwerden zu akzeptieren und eine positive Einstellung dazu zu entwickeln. Indem wir akzeptieren, dass wir älter und schließlich auch alt werden, können wir uns auf die positiven Aspekte konzentrieren, wie zum Beispiel die Erfahrungen und die Weisheit, die wir im Laufe der Jahre gesammelt haben.

Es ist jedoch nicht immer leicht, diesen degenerativen Prozess zu akzeptieren und zu verstehen, zumal er sich für jeden Menschen in unterschiedlichster Weise darstellen und auswirken kann. Grundsätzlich sind die Vorbereitung auf das Alter und die Akzeptanz des Älterwerdens allerdings wichtige Schritte, um ein erfülltes und zufriedenes Leben in allen Lebensphasen zu führen.

Erreichen können wir diese Akzeptanz, indem wir unser Interesse der Problematik zuwenden und uns aktiv mit den Fragen des Äterwerdens und des Alters auseinandersetzen, möglichst bevor wir selbst alt werden. Der reale Kontakt und Austausch mit älteren Menschen kann dabei ebenso hilfreich sein, wie die Lektüre wissenschaftlicher, belletristischer oder künstlerischer Inhalte, die sich mit der Thematik befassen.

Die Adaption von Gedanken, Reflexionen, Erfahrungen und Erzählungen über das Alter und das Älterwerden, wie die hier vorliegenden Dadsdiary Denk-Zettel zum Älterwerden, kann also durchaus dazu beitragen, ein tieferes Verständnis für das Leben und seine Herausforderungen im Alter zu entwickeln und dabei helfen, die eigene Lebensreise bewusst und erfüllend zu gestalten.

Wie es bei DAD der Fall war, haben viele Menschen mit zunehmendem Alter das Bedürfnis, rückblickend über ihr eigenes Leben nachzudenken, es so wertzuschätzen, wie es verlaufen ist, und es als sinnvoll zu verstehen. Ein solcher Lebensrückblick, der mit dem eigenen Leben versöhnt, kann zum Beispiel in einer Lebensrückblickstherapie[2], mit dem Aufschreiben der eigenen Biografie oder dem Festhalten eigener Gedanken und Reflexionen erreicht werden.

Auf diese Weise kann dem Lebensabschnitt des Alters und dem Rückblick auf das eigene Leben nochmals eine ganz neue Qualität gegeben werden. Gleichzeitig können bei einer Weitergabe oder Veröffentlichung möglicherweise auch andere Menschen von diesen wichtigen Informationen, Erkenntnissen und Innenansichten über das Leben, das Alter und das Altern profitieren.

In diesem Sinne versteht sich das literarische Vater-Sohn-Kunstprojekt Dadsdiary Denk-Zettel zum Älterwerden als Möglichkeit, mehr über das Alter und das Älterwerden zu erfahren, die Wahrnehmung des Lebens im Alter zu bereichern und zu fokussieren und vielleicht besser vorbereitet und zufriedener mit diesem unvermeidlichen Prozess umzugehen.

Ich freue mich auf Ihr Feedback!

David G. Rieder

[1] Die Vitalität beim Menschen in Abhängigkeit vom Alter. Daten von: H. Niedermüller und G. Hofecker: Molekularmedizinische Grundlagen von altersspezifischen Erkrankungen. D. Ganten und K. Ruckpaul (Hrsg.), Verlag Springer, 2004, Seite 9.

[2] Andreas Maercker & Simon Forstmeier (Hrsg.): Der Lebensrückblick in Therapie und Beratung. Berlin, Springer, 2013.